Seit der Eroberung durch die Normannen im Jahr 1066, konnte niemand im späteren Lauf der Geschichte das British Empire in die Knie zwingen. Weder die spanische Armada hatte eine Chance, ebenso wenig Napoleon, noch konnte das Dritte Reich eine Invasion in die Wege leiten. Das vereinigte Königreich hatte im Laufe seiner Historie einen beträchtlichen Teil der Welt unter sich vereint. Es unterhielt Kolonien auf allen Kontinenten, verfügte über eine mächtige Flotte und jede Menge Einnahmen aus fernen Ländern. Alles in allem eine dominante Weltmacht. Nur eine einzige Sache gab es, die das Empire an den Rand des Zusammenbruchs führen konnte: Gin. Anfang des siebzehnten Jahrhunderts brach die „Gin Craze“ aus, die sogenannte Gin Epidemie.
In dieser Periode haben die Menschen getrunken wie verrückt. Sie waren in einem bisher unbekannten Ausmaß süchtig nach dem Wacholderschnaps, der dem Gin zugrundeliegt. Auf den Straßen herrschte pures Chaos. Der öffentliche Dienst und das gesellschaftliche Leben brachen fast zusammen, weil der Alkohol das Leben der Bürger dominierte. Viele starben, weil sie sich ihren eigenen Gin brennen wollten, sich dabei jedoch vergifteten. Eltern ließen ihre Kinder verwahrlosen, weil sie den ganzen Tag dem Rausch erlegen waren. Erst nachdem die Regierung die Herstellung strenger regelte und den Verkauf einschränkte, ist das Königreich dem Kollaps von der Schippe gesprungen. Diese Begebenheiten sind natürlich nicht schön, doch zeigt in gewisser Weise welches Kultpotenzial dieses Getränk in sich trägt.
Im späteren Verlauf der Zeit dämmerte Gin eher ruhig vor sich hin. Es führte ein angestaubtes Dasein im Ladenregal, etwas für „Ältere“. Doch eines Tages begann sich eine neue Art von „Gin Craze“ anzubahnen. Allerdings eine, bei der es deutlich gesitteter zugeht als vor circa 280 Jahren. Nur eines ist klar, Gin erlebt gerade eine wahre Renaissance.
Wenn Sie selbst gerne Gin trinken, sich für die abwechslungsreiche Geschichte begeistern und etwas mehr über Herstellung, Sorten und Rezepte für Cocktails interessieren, dann haben wir das optimale Buch für Sie auf Lager. Es handelt sich um das allseits beliebte Standardwerk von Joel Harrison und Neil Ridley: „Gin Atlas: Die besten Gins aus über 50 Ländern“
Daten zum Buch:
Herausgeber: ZS Verlag; 1. Edition
Gebundene Ausgabe: 264 Seiten
ISBN-10: 3965840711
ISBN-13: 978-3965840713
Originaltitel: The World Atlas Of Gin
Erhältlich auch als E-Book
Zum Buch-Inhalt von „Gin Atlas: Die besten Gins aus über 50 Ländern“
Im Laufe der 10-er Jahre diese Jahrtausend hatte es einen kleinen Boom bei diesem besonderen Drink gegeben. Verantwortlich dafür hierzulande war vor allem die Tatsache, dass einige deutsche Brenner ihre eigenen Sorten kreierten. Deutscher Gin begann bei weltweiten Turnieren Preise zu gewinnen. Anschließend gelang es der Industrie diesen geschickt zu vermarkten als eine Art hippes Edelgetränk. Die Beliebtheit nahm seitdem immer mehr zu und tut es heute noch.
Grund für diese Entwicklung war vor allem, dass weltweit generell der Bedarf an hochwertigen Spirituosen gewachsen ist. Wachsender Wohlstand in Osteuropa, Südamerika und Asien führte zu einem vermehrten Bedarf an Premium Erzeugnissen. Hinzu kommt der Fakt, dass überall auf der Welt der Wunsch nach Individualität größer wird, wenn das Vermögen zunimmt. Da kommen neue Gin-Marken und moderne Cocktails wie gerufen.
Für die Industrie ist das ebenfalls eine gute Lösung. Denn für die Herstellung von Gin wird kein kompliziertes Rezept benötigt. Im Gegensatz zu Rum oder Cachaca lässt es sich mit regionalen Zutaten produzieren. Dementsprechend wuchs nicht nur die Anzahl der Sorten an deutschem Gin, sondern überall auf der Welt fingen Brenner an sich auf diesem Feld zu betätigen. Diese Entwicklung geht einher mit dem Wachstum an Marken bei Whisky. Auch dort sind es nicht mehr nur noch die Iren, Schotten, Amerikaner und Kanadier, deren Produkte die wichtigsten Preise abräumen. Überall werden traditionelle Spirituosen von neuen Anbietern herausgefordert.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist es eine sinnvolle Entscheidung sich in Richtung Gin-Herstellung zu entwickeln. Man denke nur an Cocktails. Viele von ihnen basieren auf Rum, Vodka oder eben Gin. Mit Whisky gibt es auch ein paar Rezepte für Cocktails, aber die anderen Sorten dominieren. Rum jedoch benötigt Melasse aus Zuckerrohr. Diesen gibt es in Europa nicht. Daher ist es die einfachste Lösung sich als Gin-Erzeuger zu betätigen. Wer in diesen Markt erfolgreich einen Fuß setzt und eine Marke etablieren kann, der kann gute Umsätze generieren. Überall auf der Welt wird Gin pur, als Gin Tonic als Teil von vielen Cocktail Rezepten un Massen genossen. Ein solider Markt ist vorhanden. Es lässt sich gut verdienen. Eine immense Nachfrage in diesem Bereich bestätigten uns auch die Veranstalten vom Gin Tasting Berlin.
Kein Wunder also, dass das uns vorliegende Gin Buch von Neil Ridley und Joel Harrison so ausgefallen ist, wie es ist. Ihr Gin Atlas benötigt 264 gut ausgefüllte Seiten, um die Komplexität dieser Spirituose zu Papier zu bringen. Es ist ungeheuer detailliert und gut recherchiert. Nicht umsonst gilt der Gin Atlas als das Standardwerk zum Thema Gin. Warum? Weil es einfach alles ist. Es ist eine Art Atlas, weil es die wichtigsten Gin-Produzenten aller Kontinente aufzeigt und wie in einem echten Geografie Atlas kartografiert. Gleichzeitig enthält es die Geschichte dieses Drinks in allen Details und hat unglaublich viel Wissenswertes auf Lager. Es liest sich manchmal spannender als ein Roman. Zum Beispiel wird durch das Buch erst klar, wieso Gin Tonic überhaupt existiert. Kaum jemand weiß, dass Tonic als einigermaßen wirksames Mittel gegen Malaria funktioniert. Daher nutzten die Kolonialsoldaten diesen Drink, um sich ein wenig gegen die Widrigkeiten in der Ferne zu schützen. Man kann zu jeder Epoche des Vereinigten Königreichs einen engen Zusammenhang mit Gin rekonstruieren.
Nachdem Joel Harrison und Neil Ridley eine historische Grundlage liefern, erklären Sie die Prozesse in der Herstellung. An dieser Stelle zeigt sich dem interessierten Publikum warum in Sachen Geschmack eine so gigantische Vielfalt vorherrscht. Das Geheimnis liegt in der Zubereitung. Wacholder ist die Basis und gibt dem Drink sein würziges Grundaroma. Allerdings gibt es was die restlichen Zutaten angeht keinerlei Beschränkungen. Gin-Hersteller würzen ihre Produkte mit allen mögliche Zutaten. Das kann vom Basilikum bis zum Chilli eigentlich alles sein. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Solche Zusätze ermöglichen es die Künste der hochwertigen Brandherstellung mit denen der Würze zu kombinieren. So erklärt sich auch, warum es zwischen den besten Gins der Welt teilweise so gravierende Unterschiede geben kann. Und das ist auch der Grund, warum plötzlich kleine Brennereien aus Deutschland auf einen Schlag prestigeträchtige Preise ergattern können. Ihre Kombination an Aromen hatte einfach voll eingeschlagen.
Am Ende gibt es dann ein Verzeichnis sämtlicher wichtiger Marken der Welt. Zudem eine riesige Liste von Cocktails auf Ginbasis. Abwechslungsreicher geht es nun wirklich nicht mehr.
Wer dieses Buch von Anfang bis Ende durchgelesen hat, der wird sich auf diesem Gebiet auskennen wie ein wahrer Meister des Fachs. Völlig zurecht konnten Joel Harrison und Neil Ridley mit ihrem Buch „Gin Atlas“ die Auszeichnung der gastronomischen Akademie Deutschlands einheimsen. Sie gewannen eine Goldmedaille für ihr Standardwerk. Eine solche Ehre zeugt auf jeden Fall von einer außergewöhnlich soliden Qualität der darin enthaltenen Informationen. Gute Recherche, gute Aufbereitung – dieses Gin Buch verdient alle Daumen nach oben.